Family

Lebensgeschichte Käthe Klammt, geboren 1922 in Münsterberg/Schlesien. Ihre Eltern haben bei einen Großgrundbesitzer gearbeitet. Mit sieben Geschwistern in einer Wohnung mit zwei Zimmern aufgewachsen. Sie hatten kleinen Verdienst, wurden jedoch mit Lebensmitteln versorgt und mußten keine Miete zahlen. Sie war im BDM und arbeitete mit ihrer Mutter und ihren Schwestern auf dem Feld, ihr Vater half bei den Autobahnbau in Kiel. Sie interessierte sich jedoch mehr für die Kirche als für Politik, da sie katholisch erzogen wurde. Sie durfte in der Kirche auch nur ganz hinten sitzen, da die vorderen Plätze an reichere Leute verkauft wurden. Sie ging von 1928-36 auf eine Dorfschule, mit vier Lehrern für acht Schuljahre und Mädchen und Jungen zusammen. Vorwiegend wurde deutsche Geschichte gelehrt. Jungen wollten als Feldarbeiter und Mädchen als Köchin bei ihren Großgrundbesitzer arbeiten. Nach der Schule 1936 ist Käthe von Zuhause weg und arbeiten gegangen. Außer Verbesserungen in den Arbeitsbedingungen blieb die Region vom Nationalsozialismus verschont. Schlesien war kein Kampfgebiet, da die Front diese Region nie erreichte. 1944 heirate Käthe einen deutschen Soldaten, der wenig später im Gefecht verletzt und in ein Lazarett nach Bayern gebracht wurde. Anfang 1945 wurden Mütter mit schulpflichtigen Kindern vor der Front in die Tschechoslowakei in Sicherheit gebracht. Als die Amerikaner diese verließen wanderte ihre Mutter nach Bad Langensalza/Thüringen, wo sie noch heute leben. Von den fünf Brüdern ihres Mannes sind drei im Krieg gefallen und zwei überlebten im Westen Deutschlands. Als Breslau 1945 von den Russen belagert wurde und einige Zeit später kapitulierte, marschierten die Russen auch im Dorf ein. Im April 1945 wurde Schlesien an die Polen übergeben, wo sie mit den Eltern ihres Mannes noch ein Jahr für die Polen die Felder bearbeiten mußten. Anschließend wurden sie nach und nach vertrieben. Im August 1946 wurden sie mit in Zügen nach Westen abtransportiert, wobei ein Gepäck von 40 kg erlaubt war. Nach acht Tagen erreichten sie Bielefeld, wo sie in einer Wohnung mit 9 m² in Bielefeld-Stieghorst untergebracht wurde und auf den Feldern arbeiten konnte. Hier arbeitete sie als Putzfrau. 1946 erfuhr sie, daß ihr Mann in Bayern ist, und holte ihn nach Bielefeld. Er hatte keine Lehre, arbeitete jedoch 12 Jahre als Aushilfskraft in einer Fahrradsattelfabrik und anschließend bei Anker. Von 1948-59 wurden fünf Kinder geboren, die alle katholisch getauft wurden. Aufgrund der Kinder wurde eine größere Wohnung bezogen. Alle erlernten Berufe, blieben jedoch bei ihren Eltern wohnen bis sie heirateten, wobei alle Partner evangelisch sind. Ihrer beiden jüngsten Söhne begannen ein Studium, davon erlernte einer evangelische Religionslehre und der andere brach sein Jurastudium ab und ist heute selbstständiger Handelsvertreter, die beiden älteren Söhne erlernten handwerkliche Berufe und die Tochter begann eine Lehre als Kinderpflegerin bei der Kirche, was sie aufgrund ihrer Heirat später aufgab. Die ganze Familie lebt heute im Kreis Bielefeld.